Berufliche Neuorientierung ist ein intensiver Prozess der Auseinandersetzung mit dem eigenen Weg und sich selbst. Dabei haben Menschen oft Angst, andere vor den Kopf zu stoßen, wenn sie beruflich etwas anderes machen. Das hat auch damit zu tun, was ihnen in der Kindheit als „normal“ vermittelt wurde.
Hier erfährst du am Beispiel einer Kindergeschichte, welche problematischen Überzeugungen wir unbewusst übernehmen. Diese prägen uns später auch bei beruflichen Entscheidungen.
Inhalt
Der Regenbogenfisch: Anpassung um jeden Preis
Die Vorlesefrau im Kinderprogramm hatte sich wirklich Mühe gegeben. Farbige Papierfischlein illustrierten die Geschichte. Auf einer kleinen Bühne bewegten sie sich hin und her.
Die Kinder lauschten gespannt.
Meine Tochter lauschte gespannt und beobachtete die anderen Kinder.
Ich lauschte gespannt. Denn ich kannte die Geschichte noch nicht.
Wir erfuhren vom Regenbogenfisch, der sehr schillernde Schuppen hatte. Weil er besonders aussieht, wird ihm Stolz unterstellt.
Zum Eklat kommt es als ein Fisch nach einer der schillernden Schuppen fragt und der Regenbogenfisch sie ihm nicht geben möchte.
Ehrlich gesagt, war das die Stelle, an der ich geschockt war. Wie kommt denn bitte jemand auf so eine Idee? Die Schuppe eines anderen Fisches geschenkt bekommen?
Was die international bekannte Geschichte vermitteln soll:
Teilen macht Freude.
Daran ist an sich nichts auszusetzen. Das kann ich so stehenlassen.
Was die international bekannte Geschichte tatsächlich vermittelt:
Was die Geschichte auch gleich noch mit vermittelt: Sei wie die anderen! Auch wenn es dich deine Einzigartigkeit kostet.
Der Regenbogenfisch in Kürze
Ein schillernder Fisch soll seine Schuppen hergeben – what?! – damit die anderen Fische ihn nicht mehr ausschließen – what?! – und alle gleich beschuppt sind. Hä?
Jemanden als eitel abstempeln, weil sie anders aussieht als andere? Oje.
Soziale Ausgrenzung um jemanden zum Teilen zu bewegen? Hm, grenzwertig.
Den Fisch dazu bringen, seine Schuppen abzugeben, einfach weil die anderen Fische es wollen. Hääää?!
Also ich verstehe immer noch nicht, welches Recht die anderen Fische an den Schuppen des Regenbogenfisches haben. Auch im übertragenen Sinne nicht.
Ich hacke mir auch nicht ein paar Zentimeter meiner sehr großen Füße ab, damit andere ihre kurzen Füße auffüllen können.
Und, nein, ich finde nicht, dass wir da einfach drüber hinwegsehen sollten, weil es ja um das Teilen als Botschaft geht.
Das Teilen der Schuppen macht keinen wirklichen Sinn. Es ist nur das Deckmäntelchen, um das unangepasst Besondere des Regenbogenfisches auszulöschen.
Die schwierigen Botschaften der Geschichte
Neben der beabsichtigten Botschaft „Teilen macht Freude“ strotzt die Geschichte nur so von problematischen Botschaften:
- Wenn du zu anders bist, gehörst du nicht dazu.
- Du darfst nicht anders sein als wir.
- Wenn du über etwas besonderes verfügst, dürfen wir es von dir verlangen.
- Du darfst nicht auffallen, nicht abweichen von der Norm.
- Wenn du nicht bist wie wir, behandeln wir dich schlecht.
- Pass dich an. Um jeden Preis.
- Du darfst die anderen nicht gegen dich aufbringen
- Die Gleichheit der Gruppe steht um jeden Preis vor dem Individuum.
Ermutigendere Botschaften wären…
- Du bist gut wie du bist.
- Du gehörst dazu.
- Niemand hat das Recht, dir etwas wegzunehmen (dich zum „Teilen zu bewegen“).
- Lass uns an unseren Gemeinsamkeiten und Unterschieden erfreuen.
- Lass uns schauen, was aus unseren Gemeinsamkeiten und Unterschieden Tolles entstehen kann.
- Wir geben alle etwas, damit es uns gut geht.
- So wie du bist, kannst du einen Beitrag leisten.
Anpassung verhindert berufliche Neuorientierung
Die unbewusste Überzeugung „Sei wie die anderen.“ blockiert ein selbstbestimmtes, sinnerfülltes Leben.
Diese Haltung verhindert so auch berufliche Neuorientierung. Sie verhindert das Infragestellen der Situation, das Reflektieren der eigenen Wünsche, Werte und Fähigkeiten. Sie verhindert auch berufliche Entscheidungen, mit denen man der eigenen Familie, dem eigenen Umfeld unähnlicher wird oder den Erwartungen anderer nicht mehr entspricht.
Woran merkst du, dass du zu angepasst bist?
Es gibt einige Hinweise, an denen du erkennen kannst, dass du zu angepasst bist.
- Du machst einen Job, der dir keine Freude macht.
- Du glaubst, es geht beruflich gar nicht anders als so – obwohl du unzufrieden bist. (Lies hier, warum du nicht realistisch sein solltest bei deiner beruflichen Neuorientierung)
- Du machst einen Job, weil mal jemand gesagt hat, dass das gut für dich wäre (Mutter, Vater, Lehrer, Professorin, Freund…)
- Du glaubst, du kannst den Job nicht wechseln, weil „was würden die anderen denken“.
- Du glaubst, du kannst deinen Job nicht wechseln, weil du ja einen gewissen Lebensstandard hast und dann vielleicht nicht mehr dazu gehören würdest. (Hier kannst du lesen, was berufliche Neuorientierung wirklich kostet)
- Du befürchtest, dass dich keiner mehr leiden kann, wenn du dich zeigst, wie du wirklich bist.
Tipps für deine berufliche Neuorientierung
Wenn deine berufliche Neuorientierung gerade irgendwie blockiert ist, habe ich diese Tipps für dich:
Prüfe, welche der hier erwähnten Überzeugungen eventuell auf dich zutreffen.
Was würdest du eigentlich gerne beruflich tun?
Was glaubst du, hält dich ab?
Sind das tatsächliche Fakten oder nur Annahmen?
Wenn du auf dein Leben zurückschaust: Wo war es nicht okay, so zu sein wie du bist? Wo wurdest du deiner schillernden Schuppen beraubt? Wo wurde dir vermittelt, du seist zu laut, zu verträumt, zu leise, zu idealistisch, zu …? Und wo hast du daraufhin beschlossen das Zuviel auszumitteln und zu werden wie alle anderen?
Hier findest du weitere Tipps, was du tun kannst, wenn du dich beruflich neu orientieren willst und eine einfache 3-Schritte-Anleitung für berufliche Neuorientierung.
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